anken und Kreditinstitute sind Zeugen des digitalen Wandels, der die Finanzindustrie radikal verändert. Im Zahlungsverkehr nehmen Instant Payments an Bedeutung zu: Die Echtzeitüberweisung ist der nächste logische Schritt, der die Zukunft des Bezahlens verändert. Doch wie weit ist die technische Entwicklung bei Instant Payments bisher? Wie sieht die Zukunft von Echtzeitüberweisungen aus?
Instant Payments: Ein Zeitfenster von zehn Sekunden
Eine Echtzeitüberweisung ist eine Zahlungsart im Online-Banking, bei der die Bank die Gutschrift beim Zahlungsempfänger innerhalb von zehn Sekunden übermittelt. Im alltäglichen Zahlungsverkehr und im E-Commerce sind Echtzeitüberweisungen ein heiß diskutiertes Thema. Insbesondere Onlinehändler möchten ihre Umsätze in einer möglichst kurzen Zeitspanne erhalten. So müssen sie weniger Waren zwischenfinanzieren und können ihre Liquidität erhalten. In Zeiten der Digitalisierung gibt es keinen triftigen Grund für mehrere Tage andauernde Zahlungslaufzeiten. Überweisungen, die aufgrund von Feiertagen oder Wochenenden mehrere Werktage benötigen, gehören zukünftig der Vergangenheit an. Schnelle Geldtransfers bieten noch andere Vorteile: Beide Vertragsparteien können schneller reagieren. In Deutschland bieten bereits viele Banken Instant Payments an, manche arbeiten noch an der Umsetzung. Bei Direktbanken wie bung und N26 sind Instant Payments schon lange Standard. In Deutschland war die Hypovereinsbank im November 2017 das erste deutsche Kreditinstitut, das Echtzeitüberweisungen anbot. Nach knapp acht Monaten folgten auch die deutschen Sparkassen. Im November 2018 schloss sich die norisbank an.
Von der Jahrtausendwende zur Moderne
In jüngerer Zeit interessieren sich erste E-Commerce-Unternehmen für Echtzeitüberweisungen. Der Versandhändler Otto setzt schon jetzt auf Instant Payments und möchte sich damit einen Marktvorteil verschaffen. Allerdings: Prinzipiell ist die Echtzeitüberweisung für Bankkunden keine richtige Finanzinnovation. Echtzeit-Bruttoabwicklungssysteme wie TARGET oder TARGET2 sind bereits seit der Jahrtausendwende im Einsatz. Die heutigen Echtzeitüberweisungen gehen auf eine Initiative des European Retail Payments Boards (ERPB) zurück. Dieses beauftragte im Jahr 2015 den Nachfolger des SEPA Council mit der Entwicklung von Echtzeitüberweisungen. Im November 2017 ließ der Europäische Zahlungsverkehrsausschuss (EPC) dann für sämtliche Mitgliedsstaaten der Europäischen Union das Zahlungssystem „Echtzeitüberweisung“ zu. In früheren Zeiten sammelte das Zahlungssystem die Überweisungen bis zu einem bestimmten Zeitpunkt: Anschließend führte das System die Zahlungen „stapelweise“ aus. Ein IT-Verfahren ersetzt mittlerweile das sogenannte Batchverfahren – die Transaktion dauert höchsten zehn Sekunden.
Instant Payments: Eine Mammutaufgabe
Bei Echtzeitüberweisungen im Online-Banking führt der Nutzer als Zahlungspflichtiger nach einem Login die Überweisung aus. Der Bankkunde identifiziert sich gegenüber der Zahlungsstelle über eine TAN. Die Gutschrift beim Zahlungsempfänger erfolgt nach höchstens zehn Sekunden. Derzeit erheben manche Banken für Echtzeitüberweisungen Bankgebühren. Ein Vorteil: Echtzeitüberweisungen ermöglichen Zahlungen am „Point of Sale“. Der Kunde bezahlt etwa via App an der Kasse in einem Geschäft. Echtzeitüberweisungen sind in sämtlichen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union vorgesehen, wenngleich sich einige Staaten noch zögerlich daran beteiligen. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband bezeichnete die Zahlungsmethode jüngst als „Quantensprung“. Instant Payments sollen dem EU-Zahlungsverkehr einen Effizienzschub verpassen. Allerdings: Hier ist noch viel Arbeit notwendig. Die Kreditinstitute müssen ihre internen Systeme für die Echtzeitverarbeitung fit machen. Der Kraftakt besteht darin, die IT-Infrastruktur zu erneuern. Kreditinstitute, die hier zu langsam sind, verlieren im Wettbewerb an Innovationskraft und folglich Markanteile.
Das Fundament steht – die Innovation kommt
Echtzeitüberweisungen sind Teil der Digitalisierung. Zukünftig stehen dem Nutzer sichere und bequeme Apps zur Verfügung, die Echtzeitüberweisungen ermöglichen. Bei der Verbreitung von Echtzeitüberweisungen muss ein echter Mehrwert für Zahlungsabsender und -empfänger entstehen. Die Bundesbank begrüßt die Überlegung, bestehende Zahlungsmittel wie Girokarten aufzuwerten. Durch die grenzüberschreitende Abrechnung über Instant Payments ergeben sich völlig neue Geschäftsmodelle. Jedoch: Banken müssen jetzt Betrugsversuche in Echtzeit erkennen. Echtzeitüberweisungen dürfen keine neuen Einfallstore für Betrüger öffnen. Beim Erkennen von „False Positives“ kann künstliche Intelligenz helfen. Zukünftig werden Echtzeitüberweisungen zur Normalität werden – „instant“ wird das neue „normal“ im Zahlungsverkehr sein. Instant Payments unterstützen schon heute außerhalb Europas – etwa in Singapur, Indien und Australien – digitale Prozesse im privaten und geschäftlichen Sektor. In Schweden, Großbritannien und Dänemark gibt es schon jetzt massentaugliche Praxislösungen. Die deutsche Finanzbranche hinkt noch etwas hinterher. Dabei ist ein wettbewerbsfähiges Echtzeitökosystem für die Zukunftsfähigkeit der deutschen Finanzbranche immens wichtig. Schließlich sind Echtzeitüberweisungen ein Nährboden für zukünftige Geschäftsmodelle.
Instant Payments: Zufriedenheit für alle Seiten
Das klassische Bankengeschäft verliert zunehmend an Bedeutung. Die Anzahl von Vor-Ort-Filialen schrumpft, die Bedeutung von Fintechs nimmt zu. Das beste Beispiel sind Online-Zahlungsdienstleister wie PayPal. Diese zeigen, wie Innovationskraft zu einem nachhaltigen Wachstum führen kann. Die zukünftige Umsetzung von Instant Payments schafft einen neuen Nährboden für innovative Geschäftsmodelle. Erfolgreiche Fintechs sind auf Banken angewiesen, die Echtzeitüberweisungen unterstützen. Stellen Kreditinstitute ihren Kunden zeitnah geeignete Lösungen bereit, profitieren sie von der Digitalisierung. Die Finanzdienstleister müssen hier zunächst investieren. Investitionen werden sich aber voraussichtlich lohnen. Für Banken sind Echtzeitüberweisungen von Vorteil: Sie können mit dem Geld arbeiten und es anlegen. Unternehmen und Kunden profitieren von einer höheren Flexibilität. Kauft jemand ein Automobil, erhält er sofort Fahrzeugpapiere und Schlüssel. Der Verkäufer weiss, dass das Geld sicher auf seinem Konto angekommen ist. Schnelligkeit ist heutzutage alles. Das zeigt schon das Beispiel Amazon: In Städten wie Berlin und München liefert der Versandhändler mit „Amazon now“ innerhalb von zwei Stunden aus. Instant Payments setzen genau hier an und ermöglichen eine sofortige Transaktion. Auch Händler möchten die Sicherheit erlangen, dass ihre Kunden tatsächlich zahlen. Deshalb versenden viele die Ware erst dann, wenn die Überweisung gebucht ist. Lange Überweisungen verzögern den Versand und sind ein Ärgernis für beide Vertragsparteien. Instant Payments werden die Finanzbranche revolutionieren und schneller verfügbar sein wie Bargeld – schließlich dauert eine Barzahlung im Schnitt 22 Sekunden, ein Instant Payments hingegen maximal zehn Sekunden.