Vorrangiges Ziel des Working Capital Managements ist es, das Kapital eines Unternehmens möglichst effizient einzusetzen. Dabei sind sämtliche relevanten Prozesse so auszugestalten, dass möglichst wenig Kapital in Umlaufvermögen gebunden ist. Doch aktuellen Untersuchungsergebnisse zufolge besteht im Bereich des Working Capital Management noch immer großer Nachholbedarf. Warum das so ist und wie Abhilfe geschaffen werden kann, lesen Sie in diesem Artikel.
Nicht erst seit der Eurokrise, die ihren Höhepunkt in den Jahren 2008/2009 hatte, hat ein erweitertes Bewusstsein über die Bedeutung eines effizient ausgestalteten Working Capital Managements in den Geschäftsführungsetagen vieler Unternehmen Einzug gehalten. So reduzierte man etwa zahlreiche Forderungslaufzeiten, nutzte im Gegenzug die Möglichkeit, die Frist zur Begleichung bestehender Verbindlichkeiten so lange wie möglich auszureizen und optimierte Waren- sowie Lagerbestände. Alles in allem soll der Kapitalzufluss beschleunigt werden, der Kapitalabfluss gleichzeitig verlangsamt und der Cashflow hierdurch zielführend optimiert. Auch wenn sich die Finanzierungssituation seither sehr bemerkbar entspannt hat, sollte die Bedeutung eines entsprechend gut strukturierten Working Capital Management nicht vernachlässigt werden.
Gestützt wird die Bedeutung von Working Capital Management nach Informationen des Magazins „DerTreasurer“ durch eine neu erschienene Studie der Landesbank Baden Württemberg, wonach häufig besonders KMUs im Vergleich zu etablierten Konzernen einen wesentlich größeren Anteil an Forderungen in der Bilanz aufweisen und damit einhergehend auch einen entsprechend größeren Raum für Optimierungen haben, der genutzt werden will.
Die Untersuchungen des LBBW Research Teams zeigten dabei, dass besonders der prozentuale Anteil des Umlaufvermögens an der Bilanzsumme bei kleineren Unternehmen weiterhin wächst. Betrachtet man dabei etablierte Unternehmen aus dem DAX Segment, so wiesen diese im Schnitt einen prozentualen Anteil des Umlaufvermögens von etwa 34 Prozent der Aktivseite auf. Bei SDax-Unternehmen läge der Anteil sogar noch mehr als 10 Prozent darüber. Doch besonders bei Unternehmen, die nicht börsennotiert sind, läge der Anteil des Umlaufvermögens sogar noch wesentlich höher und beträgt mitunter mehr als die Hälfte der Aktivseite.
Neben weiteren Maßnahmen, zu denen wir Sie gerne beraten, schafft hierbei beispielweise ein optimiertes Forderungsmanagement Abhilfe. Grade dann, wenn das betreffende Unternehmen das so frei gewordene Kapital dann noch zur Tilgung von Schulden einsetzt, verbessern sich wichtige Kennzahlen. Auch diesen Bereich hat die Studie zum Untersuchungsobjekt gemacht und dabei herausgefunden, dass etwa bei der Eigenkapitalquote ein Steigerungspotenzial von über 4 Prozent besteht, bei der Rendite auf das eingesetzte Kapital ROCE immerhin von mehr als 6 Prozent.
Doch welche Möglichkeiten gibt es, etwa im Bereich des Forderungsmanagements? Wie die Autoren der Studie herausstellen, sind zielführende Maßnahmen ein optimiertes Mahnwesen und Management der Debitoren. Besonders die Höhe der gemeldeten Forderungsausfälle ist im Jahr 2016 wieder gestiegen. Vielleicht ist grade auch aufgrund dieser Entwicklung ein Trend dahingehend zu beobachten, dass besonders kleinere und mittelständische Unternehmen verstärkt Gebrauch machen von Factoring Angeboten. Zahlen aus H1 2017 belegen das eindrucksvoll: So sind die Umsätze der Mitglieder des Deutschen Factoring-Verbands um ganze 8,4 Prozent auf 113,25 Milliarden Euro gestiegen. Innerhalb des Vergleichszeitraums aus dem Vorjahr lagen die Umsätze noch bei 104,5 Milliarden Euro.