Der Cash Pooling Begriff

18. Juli 2021by Marc T. PIRA
Modern business people having meeting in office

Das Cash Pooling. Immer wieder werden wir darauf angesprochen, der Bedarf wächst allgemein und dennoch ist die Thematik bei den Entscheidungsträgern noch häufigen mit großen Wissensdefiziten verbunden. Zeit, hier reinzugrätschen und so wollen wir Ihnen mit diesem Beitrag in Form eines einführenden Leitfadens Wissenswertes zum Begriff und der Dimension des Cash Pooling im Unternehmen vermitteln.

Hinter dem durchaus erläuterungsbedürftigen Begriff des Cash Pooling verbirgt sich ganz grundsätzlich gesprochen ein Instrument, mit dessen Hilfe sich – über eine Unternehmens-Gruppe hinweg – die Kontensalden einzelner Gesellschaften auf einem Konto zusammenführen lassen.

Dieser Vorgang lässt sich physisch oder fiktiv durchführen. Sinn, Zweck und administrative Vorteile bilden den Fokus dieses Beitrags.

Unternehmensinterner Liquiditätsausgleich mittels zentralem Finanzmanagement

In seiner deutschen Wortbedeutung steht der aus dem englischen Sprachraum entlehnte Begriff des Cash Pooling (cash = Liquidität; pooling = zusammen führen) zunächst einmal für die Liquiditätsbündelung. Cash Pooling hat sich international als Begriff für den unternehmensinternen Liquiditätsausgleich durch ein zentralisiertes Finanzmanagement etabliert. In Anlehnung an ein durchgängig stimmiges Konzerndenken ergibt sich die Zentralisierung des Finanzmanagements als logisch konsequente Folge. Die Vorteile einer unternehmensinternen Liquiditätsbalance durch Ausgleichsmaßnahmen ist nicht zuletzt dem Streben nach einer möglichst niedrigen Inanspruchnahme von Fremdkapital sowie einer Verbesserung des Zinsergebnisses geschuldet.

Konsequenterweise übernimmt eine im Konzern übergeordnete Treasury Abteilung dabei das zentrale Finanzmanagement. Ihr obliegt es, einen konzerninternen Liquiditätsausgleich in die Wege zu leiten und zu kontrollieren. In einer innerhalb der Konzernpraxis häufig vorkommenden Variante wird etwa den am Cash Pooling teilnehmenden Gesellschaften überschüssige Liquidität entzogen und auf einem Masteraccount konzentriert. Mit den so gewonnenen Mitteln können dann etwa Liquiditäts-Unterdeckungen bei anderen Konzernunternehmen ausgeglichen und Zinsbelastungen reduziert werden. Sollkonditionen werden durch die Erhöhung der Liquidität verbessert und haben eine Verbesserung der Bonität zur Folge. Somit hat Cash Pooling das Zeug zu einem wirkungsvollen Instrument des Cash Managements.

Unterschied: effektives und virtuelles Cash Pooling

Beim effektiven Cash Pooling wird die aus der Konzern-Warte angestrebte Zinsoptimierung auf dem Wege eines tatsächlich stattfindenden Geldmittel-Transfers erzielt. Hierfür wird ein übergeordnetes Hauptkonto definiert, auf dem die Kontensalden konzentriert werden. Das den „Master Account“ kontrollierende und steuernde Treasury nimmt auf dem Wege des Liquiditätsausgleichs die erforderlichen Transaktionen von und zu den Nebenkonten der in den Prozess des Cash Pooling eingebundenen Konzerntöchter vor. In der Praxis geschieht dies jedoch entsprechenden automatisiert. Durch die tatsächlich anfallenden Zahlungstransaktionen entstehen gleichzeitig auch echte Darlehensverhältnisse zwischen den einzelnen am Cash Pooling teilnehmenden Gesellschaften, die wiederum über eine Schattenadministration abgebildet werden. Diese Vorgehensweise wird als echtes oder auch physisches Cash Pooling bezeichnet. Die genaue Vorgehensweise lässt sich nun noch weiter unterteilen, je nachdem, ob alle Konten am Ende des Tages auf Null gesetzt werden sollen (= Zero Balancing) oder ob nur die Beträge auf den Master Account überwiesen werden sollen, die einen bestimmten Sockelbetrag überschreiten (Target Balancing). Die genaue Erläuterung dieser Begriffe bleibt jedoch weiteren Artikeln vorbehalten, da wir hier bewusst nur eine kleine Einführung in die Thematik als solche geben wollen, ohne das Thema gleich ausufern zu lassen.

In der Praxis wird die angestrebte Zinsoptimierung häufig aber auch durch eine sogenannte fiktive Kompensierung der einzelnen Nebenkonten-Salden dargestellt. Zahlungstransaktionen finden nicht wirklich statt. So werden stattdessen alle Salden fiktiv auf dem Hauptkonto konzentriert und auf dieser Grundlage ein Gesamtzins gebildet. Dieser Gesamtzins wird dann dem Hauptkonto gutgeschrieben oder belastet. Diese vom Treasury gesteuerte Variante des Cash Pooling ist unter der Bezeichnung „Notional Pooling“ Bestandteil des Treasury Sprachschatzes.

Welche Methode für das jeweilige Unternehmen sinnvoller ist, wird sich letztlich abwägend als strategische Management Entscheidung darstellen. Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Beide führen zu einer Verbesserung des Zinsergebnisses. Bei der physischen Methode besteht eine zentrale Kontrolle über die Liquidität. Notwendige Kreditlinien können durch den Kontenausgleich reduziert werden und auch der administrative Aufwand wird erheblich gesenkt. Die fiktive Methode hingegen eignet sich vor allem in Ländern, in denen Meldebestimmungen oder Devisenrestriktionen ein Zero Balancing nicht zulassen oder zumindest einschränken. Ergänzend lässt sich feststellen, dass die aus unternehmenspsychologischer Sicht wichtige Autonomie innerhalb der einzelnen Gesellschaften erhalten bleibt. Durch den Wegfall der Schattenadministration ist auch hier eine geringere Administration notwendig.

Rechtsaspekte und BGH-Positionen

Lohnenswert ist auch ein Blick in den rechtlichen Rahmen. Grundsätzlich gelten interne Kredite über einen Cash Pool als Gesellschafterdarlehen und würden im Insolvenzfall nachrangig bedient. Gleichzeitig bezieht der Bundesgerichtshof (BGH) hinsichtlich des Grundsatzes der Kapitalerhaltung von Unternehmen eine klare Position. BGH-Urteile aus dem Jahre 2006 dokumentieren eine mit Blick auf Cash Pooling ausübende Unternehmen deutlich restriktive, Gläubiger schützende Haltung. Das BGH fordert bei seiner Rechtsprechung den „gesellschaftsrechtlichen Grundsatz der realen Kapitalaufbringung“ ein. Diese Haltung des BGH lässt erahnen, welche Rechtsräume und „Spielregeln“ der Gesetzgeber bei unternehmensinternen Bemühungen um Liquiditätsausgleich einfordert.

Cash Pooling erfordert genaue Vorbereitung

Als Fazit lässt sich konstatieren: Cash Pooling ist ein Finanzsteuerungsmittel, das Kenntnisse und solides Hintergrundwissen zwingend voraus setzt. Die Vorteile liegen bei der Verbesserung des Zinsergebnisses und der Übersichtlichkeit bei der Überwachung und Beschaffung liquider Finanzmittel. Sollten Sie sich zum Kreis jener Entscheidungsträger zählen, die eine Installation dieses Steuerungswerkzeugs beabsichtigen, so empfiehlt sich in der Vorbereitungsphase eine umsichtige Vorgehensweise. Es gilt, zum einen zu prüfen, ob die wirtschaftlichen, rechtlichen und fiskalischen Vorgaben erreicht sind. Zum anderen ist sicher zu stellen, dass die formulierten Kernziele der Liquiditätsbündelung in der betrieblichen Praxis erzielt werden können. Die Hilfe eines auf Cash Pooling spezialisierten externen Beraters stellt eine flankierende Maßnahme dar, um das ins Auge gefasste Konstrukt so umsichtig anzulegen, dass Sie als der Kapitän auch bei stürmischer See das Ruder in der Hand behalten.

Marc T. PIRA

Marc ist Gründer und Geschäftsführer der I.R.M. Consult GmbH und dabei mit seiner Spezialisierung auf das Treasury Umfeld selbst als Interim Manager in zahlreichen Projekten aktiv

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